Angeschafft wurde das sehr kleine, nur 25 g wiegende Infrarot-Thermometer mit einem Messbereich von - 33 bis + 110 °C zur Messung der Temperatur auf dem Rückenpanzer von frei laufenden Landschildkröten. Damit verbundene zweite Aufgabe war ein Vergleich der erzielten Messergebnisse mit denen eines teureren IR-Thermometers und eines Kontakt-Thermometers mit K-Thermoelement als Sensor. Der infrage kommende Temperaturbereich überschritt nicht die 50 °C-Grenze; oberste Priorität für meine Aufgabe war eine möglichst kurze Ansprechzeit. Das IR 110-1S-Infrarot-Thermometer besitzt eine bereits eingebaute Knopfzellenbatterie und eine ausführliche deutschsprachige Bedienungsanleitung. Kurze Ansprechzeit Was die Messdauer (= max. 1 sec) betrifft, erfüllt sie meine Erwartungen voll und ganz. Ohne Wartezeiten sind daher schnell hintereinander folgende berührungsfreie Temperaturmessungen an verschiedenen Oberflächenpunkten von Schildkröten möglich. Wissen muss man, dass - wie bei vielen anderen IR-Thermometern im unteren Preissegment - ein Emissionsgrad von 0,95 fest vorgegeben ist, der nicht verändert werden kann. Dieser Wert trifft zwar auf die meisten Materialien mit mehr oder weniger Abweichung zu, wer allerdings das Messgerät z.B. zur Temperaturmessung an blanken Werkstoffen (Aluminium, Chrom, Messing usw.) einsetzt, erhält falsche Ergebnisse. Nachteil: die Messungenauigkeit Für meine Zwecke ungenügend ist die Messgenauigkeit, die bei Temperaturen über 0 °C ±2,5 % oder ±2,5 °C beträgt (es gilt jeweils der höhere Wert). Messe ich also z.B. eine Körpertemperatur einer Landschildkröte von 35 °C, kann der tatsächliche Wert irgendwo zwischen 32,5 und 37,5 °C liegen. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das eine gewaltige Spanne, die ich nur durch den parallelen Einsatz eins guten Kontaktthermometers eingrenzen konnte. Als Nachteil für mich erwies sich auch das nicht besonders gute Verhältnis zwischen Messabstand und der Größe des Messflecks, die sog. Messoptik. Die ist beim IR 110-1SW nur 1:1, d.h. richte ich die Optik aus einem Abstand von 20 cm auf den Rückenpanzer eine Landschildkröte, hat der Messfleck eine Größe von ebenfalls 20 cm. Handelt es sich beim Zielobjekt um ein kleineres Tier, misst das Gerät automatisch den umgebenden Boden (Erde, Sand, Gras) mit und kommt zu einem falschen Ergebnis. Man muss also das Messinstrument möglichst nahe an das Tier halten, was im natürlichen Vorkommensgebiet im Gestrüpp nicht immer möglich ist – und ein ständiges Bücken erfordert. Es versteht sich von selbst, dass zwischen der Optik und dem Zielobjekt weder Staub- und Schmutzpartikel in der Luft, noch Grashalme oder ähnliches vorhanden sein dürfen, da auch dies das Messergebnis verfälscht (dies gilt für alle IR-Thermometer). Wird das Instrument ausgeschaltet, zeigt das Display ständig die Lufttemperatur und die (eingestellte) Uhrzeit an. Ob dies die Lebensdauer der Batterie merkbar reduziert, konnte ich bisher nicht feststellen. Fazit Ein interessantes kleines Messinstrument mit so manchen Extras (z.B. Stoppuhr, Min&/Max-Funktion, Scan-Funktion), aber keinem Laser-Zielpointer. Für allgemeine, nicht zu hohe Ansprüche gut einsatzbar, für wissenschaftliche Aufgabenstellungen wie Temperaturmessungen an Landschildkröten ist eine Verwendung nur bedingt und allenfalls in Ergänzung zu einem Kontakt-Thermometer möglich. Horst Köhler, Friedberg 27.8.2018